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In der aktuellen Ausgabe vom fairkehr Magazin des VCD findet sich ein Artikel unter der Überschrift Fachkräfte gesucht mit einer exzellente Infografik, worin nicht nur die Entwicklung von Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie sondern auch der Bedarf in anderen Sektoren dargestellt wird.

Allein die Bahn sucht händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern und solchen, die sich qualifizieren lassen. ( n-tv.de: Arbeit an der Zuverlässigkeit - Bahn zieht Einstellungsprogramm durch )

Die Mobilitätswende wird nicht allein auf das Elektroauto setzen. Der Ausbau und zuverlässige Betrieb von öffentlichen Verkehrsmitteln wird sich ohne Fachkräfte nicht umsetzen lassen.

Loyalität der Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern gibt es schon lange nicht mehr. Arbeitnehmer, die ihr gesamtes Arbeitsleben beim gleichen Arbeitgeber verbringen, sind längst nicht mehr der Regelfall.

Wenn sie die Gewerkschaften angreifen wollen, führen Top-Manager immer gerne den Heizer auf der Diesellok als Beispiel für mangelnde Flexibilität bei der Einführung neuer Technologien an.

Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/Heizer#/media/Datei:Baureihe52Heizer.jpg

Mit dem Wegfall der Dampflokomotive aus dem Eisenbahnverkehr wurden in den Jahren 1960–1970 die Heizer überflüssig. Der Beruf des Heizers wurde nicht mehr benötigt. Die Heizer wurden aber nicht entlassen, sondern als Triebfahrzeugbegleiter (Beimann) auf schnell fahrenden Zügen zur Unterstützung der Lokomotivführer eingesetzt. Erst im Jahr 1996 wurde dann – im Einvernehmen mit den Bahngewerkschaften – auch der Beimann abgeschafft. In Großbritannien setzten die Gewerkschaften in den 1950er-Jahren durch, dass Heizer auch auf E-Loks mitfuhren. Diese Regelung wurde von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher während ihrer Regierungszeit (1979–1990) abgeschafft, nachdem sie die Macht der Gewerkschaften deutlich beschnitten hatte.[2]

https://de.wikipedia.org/wiki/Heizer

Die Parole "Rettet den Diesel" zum Schutz der Beschäftigung in der Automobilbranche ist eine ebenso zum Scheitern verurteilte Strategie wie "Rettet den Heizer".

Angesichts der Tatsache, dass in anderen Branchen Fachkräfte händeringend gesucht werden, sollte es aus der Sicht der Gesellschaft und der Mitarbeiter als Chance gesehen werden, dass wir immer weniger Menschen, auf die Jobs mit Zukunft warten, an die Produktion veralteter Antriebstechnik binden.

Seit einigen Wochen gibt es Berichte über peinliche Marketingaktionen an Superchargen von Tesla, bei denen in einigen Fällen ein Audi e-tron einen Supercharger blockiert und Tesla-Kunden zu einer Probefahrt eingeladen werden.

Hier einige Beispiele auf Twitter:

Wer schon einmal einen e-tron gefahren ist und die technischen Daten zur Energieeffizienz, Reichweite und cw-Wert kennt, weiß, dass dieses Fahrzeug bestenfalls geeignet ist, treue Audi Kunden zum Umstieg vom Verbrenner zum Elektroauto zu bewegen. Dies wäre auch dringend notwendig, um die Marke Audi nach dem Abgasbetrug zu rehabilitieren.

In der aktuellen Aufstellung der US-Umweltbehörde EPA zur Energieeffizienz von Elektroautos auf dem US-Markt belegt der Audi e-tron den letzten Platz.

https://insideevs.com/reviews/343797/audi-e-tron-disappoints-on-energy-consumption-places-last-among-evs/

Gerade auf deutschen Autobahnen ist diese schlechte Energieeffizienz gepaart mit der mangelhaft ausgebauten Ladeinfrastruktur absolut tödlich.

Wer immer sich diese Marketingaktion ausgedacht hat, ist offensichtlich vollkommen ahnungslos, wie weit Audi davon entfernt ist, einem Tesla-Kunden ein besseres oder auch nur vergleichbares Fahrzeug mit einer der Preisklasse angemessenen Infrastruktur anbieten zu können.

Die Aktion ausgerechnet an Superchargern zu veranstalten, wo Tesla einen gigantischen Vorsprung bei der Zahl der Ladepunkte, der Zuverlässigkeit und der Einfachheit der Nutzung hat, scheint mir nicht besonders smart zu sein.

Ich wundere mich schon seit Monaten, warum häufig neue Schnelllader direkt neben Tesla Superchargern aufgestellt werden. Während ich meinen Tesla so einfach anstecken und laden kann wie mein Handy, muss der Audi-Kunde mit Ladekarten, Bildschirmen, die in der Sonne kaum lesbar sind, und unverständlichen Menüführungen kämpfen.

Die Ladestationen sind offensichtlich viel aufwändiger und teuerer als die Lösung von Tesla. Wenn die Säulen keinen lange Kabel haben, die man wegen der unnötigen Ladeverluste eigentlich vermeiden will, dann gibt es für e-tron Kunden Schwierigkeiten, das Fahrzeug richtig zu positionieren, weil Audi den Ladestecker wohl aus Mangel an praktischer Erfahrung mit der Elektromobilität an der Seite des Fahrzeugs platziert hat.

Tausend Kilometer im Audi E-tron zeigen: Die Elektromobilität auf Langstrecken ist oft Glücksache - wenn man keinen Tesla hat. Im Notfall hilft nur die Telefon-Hotline.

Süddeutsche Zeitung

Quelle: Mit dem Elektro-Audi in der Ladewüste - Süddeutsche Zeitung 19.7.2019

Wenn ich mich im Nicht-Tesla auf die Langstrecke wage, ist das aktuell noch ein Abenteuer.

Stefan Möller, CEO von NextMove

Quelle: Elektroauto-Vermieter zu Praxiserfahrungen: "Schnellladen ist noch ziemlich hartes Brot" - Manager Magazin 5.3.2019

Nirgendwo wird dem Audi-Kunden in der Praxis die Überlegenheit von Tesla deutlicher, als am Supercharger.

Der Marketingabteilung von Audi empfehle ich daher dieses Gedicht:

Wenn einer, der mit Mühe kaum,
geklettert ist auf einen Baum,
schon meint,
daß er ein Vöglein wär,
so irrt sich der.

Wilhelm Busch

Audi sollte sich darauf konzentrieren, neue Kunden für die Elektromobilität zu gewinnen, anstatt sich am Supercharger lächerlich zu machen.

Kritiker der E-Mobilität erzählen immer wieder gerne vom angeblich ungelösten Problem des Recyclings der Akkus von E-Mobilen. Daran wird gearbeitet, aber es gibt keinen Zeitdruck, denn die E-Akkus sind schon heute sehr begehrt für eine Zweitnutzung im Stromnetz. Aktuelles Beispiel:

www.elektroauto-news.net/2018/energiespeicher-alten-e-akkus-johan-cruijff-arena-amsterdam

Batteriespeicher zur Netzstabilisierung sind ein extrem schnell wachsender Markt, seit Tesla in Australien das erste System für Energieversorger in Betrieb genommen hat:

https://www.theguardian.com/technology/2018/sep/27/south-australias-tesla-battery-on-track-to-make-back-a-third-of-cost-in-a-year

Wer den Einstieg in die Elektromobilität verpennt hat, dem fehlen die gebrauchten Akkus für diesen Markt.

Wer keine eigene Produktion von Batteriezellen hat, der kann auch keine Systeme mit neuen Akkus zu wettbewerbsfähigen Preisen liefern.

Wer bei der Chemie der Batteriezellen nicht führend ist, hat einen hohen Kobaltanteil und muss im Kongo kaufen.

"Für die VW-Gruppe hat die Deutsche Rohstoffagentur den Kobaltbedarf gesondert durchgerechnet. Ergebnis: Wenn der größte Autobauer der Welt ab 2025 in jedem Segment seiner Flotte ein E-Auto anbieten will, benötige er erheblich mehr Kobalt als heute, nämlich bis zu 22.500 Tonnen. Und würde damit bezogen auf heute allein rund ein Fünftel des weltweiten Kobalt-Bedarfs für sich beanspruchen. VW sagte auf Anfrage von NDR Info, der Konzern wolle in den nächsten fünf Jahren den Kobalt-Anteil in seinen Batterien von 30 auf unter 10 Prozent reduzieren."

https://www.presseportal.de/pm/6561/4149478

"Nach den Laboranalysen, die der Wirtschaftswoche zugespielt wurden, bestehen die Kathoden der im neuen Tesla Model 3 verwendeten Panasonic-Zellen nur noch zu 2,8 Prozent aus Kobalt. Aktueller Stand der Technik sind bisher acht Prozent Kobaltanteil."

https://www.golem.de/news/tesla-ingenieure-zerlegen-das-model-3-und-halten-es-fuer-profitabel-1806-134703.html

Die EU verschärft die Grenzwerte für CO2 stärker als von Deutschland angestrebt. Deutsche Autobauer reagieren mit harscher Kritik - und lassen durchblicken, dass sie staatliche Fördergelder wünschen.
www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/eu-co2-auto-lobby-kritisiert-neue-eu-grenzwerte-fuer-kohlendioxid-a-1244298.html

Die Medien in Deutschland melden beinahe täglich, Autohersteller XY hätte einen Teslakiller angekündigt. Was für ein Unsinn.

Was wir wirklich brauchen, sind Verbrennerkiller von etablierten und neuen Fahrzeugherstellern sowie Alternativen zur Fortbewegung per Automobil.